Was auf den ersten Blick an den Werbespruch eines bekannten skandinavischen Möbelhauses denken lässt, geht in Wirklichkeit viel tiefer, als die Flapsigkeit der Frage vermuten lässt. Die Frage „Arbeitest du oder bist du im Home Office?“ hat vermutlich jede oder jeder von uns, die wir gewollt oder pandemiebedingt von zuhause aus arbeiten, so oder in ähnlicher Form schon einmal gehört. Mal war bzw. ist die Frage als lockerer Spruch gemeint, dem wir keine große Bedeutung beimessen, mal merken wir, dass da viel mehr hinter verborgen ist, als oberflächlich zu erkennen ist. Und genau um diese Art Frage und das, was dahinter versteckt ist, geht es in diesem Beitrag.
Der Tweet des Gedankenanstosses: das Thema Home Office
Das Thema Home Office ist nicht erst seit Corona da. Es fristete aber doch immer noch ein Schattendasein, über das nicht immer gerne gesprochen und das noch weniger gern genehmigt wurde – zumindest habe ich das so in meinem Berufsalltag erlebt. Und dann kam Corona und hat nicht nur die Bürowelt auf den Kopf gestellt. Im März 2020 ging ein Ruck durch Arbeitsdeutschland und es wurde ins Home Office geschickt, was möglich war. Wie sich herausstellte, war verdammt viel möglich. Und das war gut so, nicht nur um Covid-19 die Stirn zu bieten, sondern auch um zu zeigen, was überhaupt geht in diesem Bereich. Im Märchen wäre die Geschichte jetzt zu Ende und alle arbeiteten fortan glücklich und zufrieden remote oder eben im Office vor Ort.
Wir sind aber leider nicht im Märchen. Mit den ersten Lockerungen kehrte Bürodeutschland wieder in das vermeintlich natürliche Habitat zurück. Als die Pandemie in die zweite Welle ging, wollten nicht mehr so viele Arbeitgeber ihre MitarbeiterInnen wie zuvor bei der ersten Welle ins Home Office schicken. Bei der K3 war klar, dass alles wieder zurück ins Home Office geht, um die Infektionsgefahr so gering wie möglich zu halten. Außerdem gibt es bei uns Mitarbeiter, die weiter weg wohnen und es gar nicht jeden Tag ins Büro schaffen würden. Es gibt ohnehin genug Menschen, die auch schon vorher problemlos von zuhause gearbeitet haben, wie z. B. der Außendienst oder Menschen, die im technischen Service tätig sind.
Dies läuft, wie gesagt, schon seit Jahren ohne Schwierigkeiten. Bei mir ist es so, dass aus meinem Umfeld immer mal wieder Sprüche fallen zum Thema. Ich vermute mal, die meisten, die zuhause arbeiten, kennen das. Beim ersten Mal ist das lustig, beim zweiten Mal wird mein Lächeln gequälter und beim dritten Mal sage ich dann auch mal, dass es nervt und dann ist meist Ruhe. Kürzlich war es dann mal wieder soweit, dass mir eine Diskussion darüber aufgezwungen wurde, ob ich denn zuhause wirklich genauso viel arbeiten würde wie bei der Arbeit vor Ort. Es wurde mir die Frage gestellt „Arbeitest du oder bist du im Home Office?“. Dies habe ich dann in folgendem Tweet verarbeitet und war überrascht über die Resonanz! Mit einer solchen Menge an Likes und Retweets und Kommentaren hatte ich nicht gerechnet!
Kontrollwahn und Präsenzkult
Diese Reaktion zeigt, dass es offensichtlich einigen wie mir geht und ich damit nicht allein bin. Das an sich beruhigt und hilft auf der einen Seite, auf der anderen Seite aber nicht. Denn für mich ist es immer noch ein Zeichen dafür, wie tief Kontrollwahn und Präsenzkult in der deutschen Büro-DNA verankert sind. Es besteht immer noch Misstrauen gegenüber Menschen, die zuhause arbeiten. Und hier rede ich jetzt nicht nur über Führungskräfte, die da noch Entwicklungspotential haben. Ich rede von anderen, die mit meiner Arbeit gar nichts zu tun haben, aber meinen, dass es prinzipiell besser sei kontrolliert zu werden. Es ist eine Sicht der Dinge und es gibt ohne Zweifel Fälle, wo das berechtigt ist. Darum geht es jetzt und hier aber nicht.
Auf LinkedIn habe ich hierzu ein Zitat von Cawa Younosi, Head of People Germany SAP, gefunden, das dies sehr gut beschreibt:
Präsenzkultur, egal ob im Büro oder bei Kunden vor Ort, ist ein grundsätzliches Misstrauen. Verantwortliche sehen eher die Risiken als die Chancen und das sagt viel über sie aus. Wenn ich meinen Mitarbeitern im Home-Office nicht vertraue, sagt es aus, dass ich ein Menschenbild habe, in dem Menschen kontrolliert werden müssen und ihnen nicht vertraut werden kann.
Cawa Younosi, Head of People Germany SAP
Der komplette Beitrag dazu ist auf LinkedIn.
In der momentanen Situation wäre es für viele von uns gar nicht ohne Home Office möglich, unsere Arbeit zu schaffen, denn nicht nur wir Büroleute sind zuhause, sondern auch der Nachwuchs mit Home Kita, Home Schooling und Home Irgendwas. Da ist es ein Segen, von zuhause aus arbeiten zu können. Ein zweiter Segen ist, wenn im Unternehmen eine Führungskraft ist, die vertraut, auch wenn das eventuell schwer ist. Natürlich gibt es auch noch ein paar nette Nebeneffekte, zumindest hier bei der K3. Zum einen fällt die Anfahrt weg, was in meinem Fall mit dem verbunden wäre, was man als zähflüssigen Verkehr bezeichnet. Zum anderen habe ich durchaus die Möglichkeit, auch einmal am Vormittag eine Runde Fahrradfahren zu gehen oder einen Spaziergang zu machen. Danach setze ich mich frisch durchgelüftet an den Schreibtisch und kann dann den Blogbeitrag schreiben, über den ich an der frischen Luft nachgedacht habe.
Das Präsenzsystem hinter sich zu lassen und in die MitarbeiterInnen zu vertrauen, ist nicht einfach, aber es geht. Ich zitiere hier gerne Thomas Dugaro, der im Februar 2020 „Arbeite, wo es am besten geht“ auf LinkedIn veröffentlicht hat:
Können wir uns bitte darauf einigen, dass bei der Arbeit in der Regel erwachsene Menschen unterwegs sind, die selbst beurteilen können, wann und wo sie ihre Arbeit am besten erledigen können? Danke.
Thomas Dugaro, Leiter IT Collaboration Gruner + Jahr GmbH
Genau das fasst es für mich sehr gut zusammen, wir sind erwachsen und wissen, dass wir auch Verantwortung mit unserer Arbeit übernehmen. Außerdem arbeiten wir nicht nur zum Spaß und aus lauter Langeweile, denn am Ende des Monats wollen Miete und Lebensunterhalt bezahlt werden. Es steckt also pures Eigeninteresse darin, wenn ich einfach meine Arbeit mache, auch wenn ich eventuell nicht kontinuierlich dabei am Schreibtisch sitze, sondern mit Pausen, aber die macht man auch im „richtigen“ Büro, oder?
Was heißt Home Office denn aus Unternehmenssicht?
Jetzt habe ich bislang nur meine Sicht und meine Probleme besprochen. Da ist noch die Seite derjenigen, die uns jeden Monat unsere Lohntüte überreichen. Was bedeutet es für die Unternehmen, für die Chefs und Chefinnen dieser Republik? Zunächst einmal ist es eine Umstellung auf ein anderes Modell, die Kommunikation verändert sich zwangsläufig. Was vorher durch den Gang in das Büro nebenan oder das Treffen in der Teeküche erledigt wurde, muss nun anders geregelt werden. Es erfordert eine andere Kommunikationsdisziplin. Wir sind gezwungen, mehr miteinander zu reden. Hört sich jetzt schlimmer an, als es ist. Wichtige Punkte, die geklärt werden müssen, sind:
- Wie organisiert man sich, wenn fast alle remote arbeiten?
- Welches System wird dazu ausgewählt?
- Organisation der einzelnen Teams oder wie organisieren die Teams sich besser?
- Wie wird sichergestellt, dass Termine eingehalten werden?
- Virtuelle Flurgespräche, wie schafft man eine Atmosphäre für die wichtigen informellen Gespräche?
- Remote Onboarding neuer MitarbeiterInnen
- Integration der Auszubildenden und PraktikantInnen?
- Was wird an zusätzlicher Ausstattung benötigt? Hat jeder ein mobiles Arbeitsgerät etc.?
Dies sind Fragen, mit denen wir uns alles seit März 2020 zwangsläufig beschäftigen mussten und auf die wir schon einige Antworten gefunden haben bzw. wo wir uns stetig verbessern. Aber jetzt sind wir ja noch im Pandemiemodus und noch nicht im neuen Normal.
Alles zurück auf Anfang oder wie geht es nach Corona weiter?
Wird es die Frage „Arbeitest du oder bist du im Home Office?“ noch geben oder wie wird es nach Corona weitergehen? Eine durchaus interessante Frage. So schreibt Michael Kroker auf LinkedIn „Vier von zehn Managern sehen Home Office kritisch – aber nur sieben Prozent der Mitarbeiter“.
Wie wird es denn bei der K3 weitergehen? Arbeiten wir im Büro oder remote?
Diese Frage hat sich unser Geschäftsführer Gerhard Schröder auch schon gestellt und ist zu dem Ergebnis gekommen, dass es bei der K3 weiterhin Home Office geben wird, wenn die MitarbeiterInnen es wollen. Er hat schon damit begonnen, Gespräche mit den MitarbeiterInnen zu führen. In diesen legen die einzelnen KollegInnen ihre Vorstellungen über ihr zukünftiges Arbeitsmodell dar. So wird es Teammitglieder geben, die zum Großteil wieder am Standort in Velbert sein werden. Einige kommen an ein bis zwei Tagen ins Büro und einige bleiben komplett zuhause und arbeiten von dort (gemeinsames Grillen oder Weihnachtsfeier mal ausgenommen). Wer in Süddeutschland wohnt, kann zwangsläufig nicht jeden Tag vor Ort da sein und es geht ja auch ohne Präsenzpflicht.
Einzig bei unseren Auszubildenden und PraktikantInnen macht es in unseren Augen Sinn, dass sie vor Ort sind und sie so leichter etwas lernen können. Aber nichts wird in Stein gemeißelt und wir entwickeln unsere Prozesse immer weiter.
Fest steht, jedes Teammitglied möchte nicht mehr starr jeden Tag ins Büro. Dank über einem Jahr Pandemie wissen wir, dass das gut funktioniert. Trotzdem gibt es jetzt als Unternehmen noch ein paar Dinge zu beachten bzw. anzuschaffen, denn wir brauchen weiterhin die gleiche Anzahl an Büroplätzen. Das gerne angeführte Argument, dass Unternehmen dann weniger Miete zahlen müssen, zieht bei uns also nicht. Zur Erstellung guter Videos und Grafiken benötigt es auch die dementsprechende Hardware. Also wird in den nächsten Wochen und Monaten neue Hardware angeschafft. Der Aufpreis für diese Remote-Chance ist pro Person bei 1500 Euro allein an zusätzlicher Technik wie ein 2. Monitor, Laptop statt eines stationären Rechners usw. pro Kopf im Team Video und Team Grafik. Dafür muss eine visuelle Kommunikationsagentur erst einmal einige Minuten an Videos drehen.
Aber wir wissen, dass sich das auszahlen wird. MitarbeiterInnen, die Arbeit und Privatleben gut miteinander kombinieren können, die wissen, dass es kein wildes Jonglieren gibt bei Betreuungsengpässen, sind zufriedener und das wirkt sich auch aufs Arbeitsergebnis aus. Also eine Win-Win-Situation für beide Seiten und bei uns wird es dann ohne Unterton heißen:
Arbeitest du im Office oder remote?
Auf unserem Instagram Kanal finden sich einige Bilder der aktuellen Home Offices des K3 Teams.